Dienstag, 19. November 2013

Moralstärkendes Lied über das Missverständnis des Luxusgedankens angesichts der Serialisierung und profitablen Vermarktung eines Kommunikationsgerätes durch einen Milliardenkonzern mit Firmensitz in Kalifornien, USA

Mein iPhone ist mein bester Freund.
Ich nehm es immer mit,
zum Beispiel in die Technodisco.
Und wenn ich heimgeh
nehm ichs wieder mit nach Haus,
denn es ist nunmal mein iPhone

Mein iPhone ist mein bester Freund.
Ich schieße damit Photos
und stell sie dann bei Facebook online.
Und wenn ich traurig bin,
schau ich auf Youtube Frauentausch.
Es ist und bleibt mein iPhone.

Mein iPhone ist mein bester Freund.
Ich kann auch nicht mehr ohne,
der Doc sagt, ich bin nicht zu retten.
Und nächstes Weihnachten,
da wünsch ich mir ein Ipad,
denn das ist fast wie ein iPhone.

James o'Hara

Freitag, 27. September 2013

Nachtgebet

Müde bin ich, meine Fresse!
Mach, dass ich den Tag vergesse,
meine Ex-Frau und den Chef.
Mach, dass sie der Durchfall treff.

Hab ich Unrecht heut gesehen,
las ich's in der Zeitung stehen.
Damit das nie mehr passiert,
hab ich's Abo wegstorniert.

Alle meine Anverwandten
schimpfen mich nen Dilettanten.
Darum sei'n sie dir befohlen.
Soll sie doch der Krampus holen.

Krankem Herz gib Metoprol®
trocknem Aug Dispatenol®.
Alles Heil auf Erden bist
du, Herr Dr. Jesus Christ.

Claus Caraut

Samstag, 27. Juli 2013

Ode an das Brain

Oh, die du da den Haushalt schmeißt
und vieles von Ernährung weißt:
dass Käse schmeckt und Schwarzbrot nich.
Nadine, du Brain, wir loben Dich.

Du hast auf Nahrung stets ein Aug,
Gemüse hat für Dich kein Taug.
Wenns Kind gar frech nach Essen giert,
kriegts Kindermilch-Schoklad serviert.

Den Speiseplan hast Du im Griff,
nur deutsch kochst Du, Du Schmaus-Sheriff.
Die Würste stapelst du im Schrank,
denn Gmüs und Bio machen krank.

Komm, Brain Nadine, erleucht uns doch!
Du wunderbarer Sternekoch!
Sieh doch! Wir bangen! Stets bewusst,
dass Du noch lesen lernen musst. :(

Claus Caraut

Donnerstag, 27. Juni 2013

Unterwegs (bilingual)

I'm on a Reise,
my Airplane fliegs leise,
my Nachbar schnarchs laut,
my Stewardess schaut.

I'm in my Auto,
my Radio spiels lauto,
my Reifen rolls leis,
my Kaffee schmecks nice.

I'm riding Mofa,
my seat is kei Sofa,
my helmet ist putt,
my Straße is Schutt.

Heut I'm nur Jogging,
my iPod ist rocking,
my Dachshund joggs mit,
my Fuß steigs in shit.

Claus Caraut

Sonntag, 12. Mai 2013

Die berechtigte Skepsis bezüglich ruraler Unterhaltungsmechanismen am Beispiel des Weinfests in Nordheim (Bayern)

In Ostheim geht die Sonne auf,
in Südheim nimmt sie ihren Lauf,
in Westheim wird sie untergehn,
in Nordheim ist sie nie zu sehn.

Claus Caraut

P.S.: ich sitz hier und wein feste.

Mittwoch, 10. April 2013

Die zehn Gebote (C. B. DeMille, 1956)

Als Moses, also Charlton Heston, das sah:
'nen Dornbusch in Flammen, der mit Haut und Haar,
und in VistaVision kein bisschen verging,
nein, vielmehr sogleich noch zu sprechen anfing,

da dacht' Charlton Heston: "Potzblitz und Potzdaus!
Da kommt ja ein göttliches Stimmchen heraus.
Spricht in reinstem Englisch von Ethik und Lehr
Yul Brynner würd schauen, wenn Ramses hier wär.“

Verdattert schrieb Moses mit, was er verstand,
er hatte ja Hammer und Meißel zur Hand.
Am Schluss sprach Herr Heston „Shalom!“ und „Goodbye!“
Und hatte dann Drehschluss bis viertel nach Drei.

Claus Caraut

Freitag, 4. Januar 2013

Dem Regen ein Schirm

Ein Parapluie, so groß und herrlich breit,
entworfen für des Menschen trocken Bein,
ist, aufgespannt, schier wie ein Himmel weit
und kann doch rasch ein dünnes Stöcklein sein.

Er wird in dunklen Ecken abgestellt
und zwischen Seinesgleichen eingeklemmt.
Doch ist Entfaltung das, was ihm gefällt.
Verflucht, wer Virtuositäten hemmt.

Er lässt es sich nicht nehmen, macht sich leicht
und spannt sich auf und schwingt sich in die Nacht
und schwebt so, bis den Kirchturm er erreicht,
da quält ihn ein Gedanke: Kaum gedacht,

da fährt es ihm durch das Gestänge kalt:
"Ich bin hier oben fürchterlich allein,
hab keine Sicherheit und wenig Halt...
nein, ohne Halter möchte ich nicht sein."

Im Gasthaus sucht Derselbe seinen Schutz
vor Niederschlägen, ganz jedweder Art.
Auf allen Vieren kriecht er durch den Schmutz,
die Würde war die längste Zeit bewahrt.

Da schreit er auf: "Dda bisse ja, du Scchirnn!"
Der Schirm spricht voller Überzeugung... nicht.
Wie soll der reden ohne ein Gehirn?
Der Rest ist wahr: der Typ war reichlich dicht.

Claus Caraut