Freitag, 4. Januar 2013

Dem Regen ein Schirm

Ein Parapluie, so groß und herrlich breit,
entworfen für des Menschen trocken Bein,
ist, aufgespannt, schier wie ein Himmel weit
und kann doch rasch ein dünnes Stöcklein sein.

Er wird in dunklen Ecken abgestellt
und zwischen Seinesgleichen eingeklemmt.
Doch ist Entfaltung das, was ihm gefällt.
Verflucht, wer Virtuositäten hemmt.

Er lässt es sich nicht nehmen, macht sich leicht
und spannt sich auf und schwingt sich in die Nacht
und schwebt so, bis den Kirchturm er erreicht,
da quält ihn ein Gedanke: Kaum gedacht,

da fährt es ihm durch das Gestänge kalt:
"Ich bin hier oben fürchterlich allein,
hab keine Sicherheit und wenig Halt...
nein, ohne Halter möchte ich nicht sein."

Im Gasthaus sucht Derselbe seinen Schutz
vor Niederschlägen, ganz jedweder Art.
Auf allen Vieren kriecht er durch den Schmutz,
die Würde war die längste Zeit bewahrt.

Da schreit er auf: "Dda bisse ja, du Scchirnn!"
Der Schirm spricht voller Überzeugung... nicht.
Wie soll der reden ohne ein Gehirn?
Der Rest ist wahr: der Typ war reichlich dicht.

Claus Caraut

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